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Neustart in der Produktionsetage
Vor gut zwei Jahren wurde die letzte Folge von “Star Trek: Picard” ausgestrahlt. Seitdem hat sich hinter den Kulissen einiges verändert. Showrunner Michael Chabon trat zurück, blieb jedoch als ausführender Produzent an Bord. Terry Matalas übernahm seinen Posten, ein erfahrener Veteran des Franchise. Zusammen mit weiteren Rückkehrern veränderte sich das Produktionsdesign, das nun stark an den Stil der 1987 bis 2005 prägenden Ära von Herman Zimmermann erinnert.
Für eingefleischte Trek-Fans wie mich war der spärliche Einsatz von visuellen Elementen aus "The Next Generation" in der ersten Staffel eine große Enttäuschung. Daher fühlt es sich bereits in den ersten Minuten der Episode "The Star Gazer" an, als sei man endlich wieder "zu Hause".
Sternengucker
Auch inhaltlich gibt es deutliche Unterschiede zur ersten Staffel. Ob diese sich als Segen oder Fluch erweisen, lässt sich nach nur einer Episode noch nicht seriös beurteilen. Der "Reset-Knopf" wurde jedenfalls gedrückt und die Episode beginnt 18 Monate nach den Ereignissen von "Et In Arcadia Ego, Teil 2".
Das Drehbuch für den Auftakt der zweiten Staffel stammt von Terry Matalas in Zusammenarbeit mit Akiva Goldsman. Der Titel "The Star Gazer" ist zweideutig. Einerseits bezieht er sich auf Picards altes Schiff, die USS Stargazer (NCC-2893), deren Nachfolgermodell in dieser Episode eine zentrale Rolle spielt. Andererseits bezieht sich der englische Begriff "stargazer" auf Picard selbst, der als kleiner Junge die Sterne betrachtet. Diese Szene ist eine Hommage an die Schlussszene von "Family" (TNG 4×02), in der Picards Neffe René den Sternenhimmel betrachtet.
Picards neuerliche Selbstfindung
Jean-Luc Picard (Patrick Stewart) ist nach seinen Abenteuern auf der La Sirena auf sein Weingut in Frankreich zurückgekehrt. Er scheint mit seinem Dasein als Winzer zufrieden zu sein. Gleichzeitig ist er wieder Teil der Sternenflotte und Kanzler der Sternenflottenakademie. Picard lebt weiterhin mit Laris, seiner romulanischen Haushälterin, zusammen.
In dieser Staffel wird Picards Vergangenheit und sein Verhältnis zu seinen Eltern näher beleuchtet. Die Rückblenden seiner Kindheit zeigen, wie seine Mutter ihn dazu inspirierte, sein Wissen und seine Zukunft in den Sternen zu suchen. Gleichzeitig offenbaren sie auch die traumatische Beziehung zwischen Picards Eltern. Dieser Handlungsstrang erklärt seine Bindungsängste und sein arrogantes Verhalten. Obwohl ich persönlich keine solche Erklärung gebraucht hätte, fügt sie sich gut in den Kanon der Serie ein.
Gelungene Comebacks
Auch die anderen Charaktere haben neue Lebensabschnitte begonnen. Raffi Musiker (Michelle Hurd) und Cristóbal Rios (Santiago Cabrera) sind zur Sternenflotte zurückgekehrt. Elnor (Evan Evagora) hat sich an der Akademie eingeschrieben. Seven of Nine (Jeri Ryan) hat die La Sirena übernommen und arbeitet weiterhin für die Fenris Ranger. Soji Asha (Isa Briones) und Dr. Agnes Jurati (Alison Pill) sind als Botschafter der Synth-Zivilisation unterwegs.
Auch die Rückkehr der Sternenflotte ist gelungen. Die gigantische Armada aus alten und neuen Schiffsklassen ist ein Fest für Trekkies und bringt das Starfleet-Feeling zurück. Der Gastauftritt von Whoopi Goldberg als Guinan ist ein schöner Fanservice.
Borg & Q reloaded
Auch die Wiederkehr der Borg ist spannend, da es sich hier nicht um das übliche Kollektiv zu handeln scheint. Die neuen Borg lassen auf Separatisten, Future-Borg oder sogar Borg aus einem Paralleluniversum schließen. Wie diese Borg und der Gastauftritt von Q zusammenhängen, ist bisher unklar. Die Episode bietet einen spannenden Teaser und lässt uns gespannt auf die Fortsetzung warten.
Fazit
"Star Trek: Picard" startet mit "The Star Gazer" fulminant in die zweite Staffel. Die Episode kombiniert Alt und Neu auf gelungene Weise und verspricht einen vielversprechenden erzählerischen Neustart. Mit verschiedenen Handlungssträngen und gelungenen Comebacks ist die neue Staffel auf einem guten Weg. Visuell ansprechend und mit dem richtigen Mix aus ruhigen und actiongeladenen Szenen macht "The Star Gazer" Lust auf mehr.